Freitag, 7. Dezember 2007

Good Morning Cambodia

Morgens um Sieben ist die Welt noch in Ordnung...
mein Paeckchen geschnuert, mit dem Taxi zum Busbahnhof, im klimatisierten Minibus geht es komfortabel innerhalb einer Stunde bis an die kambodschanische Grenze.
Ich bin noch nicht ausgestiegen, da ist mein Rucksack schon auf irgendeinem Handkarren verstaut. Ich bin zu dieser Zeit der einzige Europaeer weit und breit, das kann ja heiter werden.
Nach dem ich unzaelige Schlepper ignoriere und ich meinen Rucksack zurueckerobert habe, gehe ich die 15 Meter zum thailaendischen Grenzposten. dann geht es ca. 50 Meter duchs Niemandsland zum kambodschanischem Posten. Wieder stuerzen sich jede Menge Schlepper auf mich zu, ein regelrechter Spiessrutenlauf beginnt. Ich sehe ein, wiederstand ist zwecklos und ernenne einen von ihnen zu meinem Taxifahrer, dann wird es ruhiger. Am Grenzposten will ich ein Visum, welches NORMALERWEISE 20 US$ kostet. Umgeben von einem Schwarm von neugierigen Schleppern fuelle ich einen Visaantrag aus und uebergebe ihn zusammen mit meinem Pass, 20$ und einem Passfoto dem Grenzbeamten.

Er schaut mich streng an und sagt: Visa 1300Bath. Ich sage ihm, dass ich keine Bathscheine mehr habe und das Visum nur 20$ kostet. Er: Visa 1300 Bath. Ich: I was calling your Ambassy, they tell me only 20$. Pause, das Fenster schliesst sich.

Nach einiger Zeit kommt aus der Tuer eine Beamtin, mit dem Blick einer
Gefaengnisaufseherin, die gerade wieder eingefangene Fluechtlinge bestrafen will. Mit ihrem Blick gelingt es ihr fast mich einzuschuechtern: Visa 1300Bath. Ich erklaere ihr nocheinmal, ich zahle nur die offiziellen 20$. Die Schlepper um mich herum sind sehr still geworden. Sie mustert mich nocheinmal gruendlich, dann verschwindet sie in der Tuer. Nach einiger Zeit oeffnet sich das Fenster wieder, der Beamte laechelt (oder grinst), uebergibt mir meinen Pass samt Visa und sagt: welcome to Cambodia

Mit dem Taxi geht es dann weiter zu einer Art Taxibahnhof, von dort will ich ein Sammeltaxi nach Sihanouk Ville nehmen will. Waerend wir auf weitere Mitfahrer warten, macht man mir klar, dass das Taxi Richtung Phnom Penh geht, und man mich an einer Strassenkreuzung an ein anderes Taxi weitervermittelt. Ob das wohl klappt?

Nach einiger Zeit steige ich in einen etwa 30Jahre alten Mittelklassewagen. Jetzt soll es wohl losgehen... Es quetschten sich sage und schreibe weitere 5 Personen in den Wagen. Hinten sassen wir zu viert, den Beifahrersitz teilen sich zwei Frauen. In diesem Gefaehrt fuer mehrere Stunden... Au Backe! Der Wagen faehrt los und nach einigen 100 Metern haelt das Taxi. Aha, jetzt wird wohl jemand aussteigen... DENKSTE!!!
Auf den Fahrersitz quetscht sich eine weitere Mitfahrerin. *8Leute im Taxi*


Die Strasse ist neu und es begenen einem nur sehr wenig Autos. Es lauft schoene Khmer-Musik, der Wagen hat sogar eine Klimaanlage. Nach einigen Kilometern biegt der Wagen ab, ueber eine holprige Strecke geht es zu einer Faehre. Wir schaelen uns aus dem Auto und ich sehe einen zusammengebastelten haufen Altmetall, mit alten Brettern belegtes Etwas, gefuellt mit einem LKW und einigen Autos. Das Ding wird angetrieben von zwei ausgemusterten LKW Motoren und macht keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Das Be- und Entladen geschieht ueber schnell zusammen geschobenen Bohlen und ist recht abenteuerlich. Immer wieder fahren sich die Fahrzeuge fest und werden teiweise mit Wagehebern auf die Bohlen gedrueckt.




Insgesammt geht auf diese Weise ueber vier Fluesse. Das gute daran ist, dass man sich immer wieder die Beine vetreten, und rauchen kann.




An der besagten Strassenkreuzung angekommen,etwa fuenf Stunden spaeter, sah ich in der Ferne einen Minibus stehen, und freute mich auf mehr Bewegungsfreiheit...

Die Scheibetuer des vollgepackten Bullis oeffnet sich und ich schaue in VIERZIG erstaunte Schlitzaugen. Jeder Platz ist vollgequwetscht und ich finde gebueckt, halb im Stehen einen kleinen Vorsprung hinter dem Beifahrersitz und die fahrt geht los. Ein Maedel zueckt sofort ihr Handy und macht erstmal ein Foto. Als ich ihr meine Kamera gebe, gibt es muntere Kommentare. Die Fahrt dauert nicht sehr lange, da steigen einige Leute aus und ich bekomme einen Sitzplatz. Insgesammt bin ich etwa 10 Stunden Unterwegs, als wir endlich Sihanouk Ville erreichen.

Noch waerend ich mich aus dem Auto schaele, wird mein Rucksack auf einem Moped befestigt. Ich konnte ihn aber wiedererobern und rauchte erstmal eine Zigarette, waerend etwa 25 Mopedtaxis auf mich lauerten.

Einer hat mich dann zum Guesthause gefahren, und nach einer erholsamen Dusche hatte ich mein erstes Ankorbeer in der Hand...

3 Kommentare:

ilona hat gesagt…

Hey Jürgen, das is ja alles abenteuerlich und ich könnte solch einem vollgestopften und nach Altersruhe lechtsendem Ur-Taxi nicht sonderlich viel abgewinnen und ein paar schwimmenden Bolen auch nicht viel Vertrauen schenken. Aber dir scheint`s ja wieder richtig gut zu gefallen... Weiter so:-)Grüße aus dem verregnetem Bielefeld, Ilona

chrissy hat gesagt…

hi bruderherz,
das klingt ja sehr abenteuerlich, aber das ist doch genau das was du erwartest hast, oder...grins!!
Hat spaß gemacht deinen bericht zu lesen.....mehr davon!!!
alles liebe
christine

jan und tatjana hat gesagt…

hallo jürgen,
währen du fern ab von bielefeld das leben genießt, jubeln wir über den rauswurf des jahrhunderttrainers. jetzt können wir am samstag stuttgart wechhauen. mit dammeier und geideck auf der bank wird das schon klappen.
wir wünschen dir erlebnisreiche tage - es hat ja auch schon erlebnisreich angefangen. jedenfalls kannst du dich über fehlende nähe zu anderen menschen nicht beklagen.
viele herzliche grüße
jan und tatjana